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Die Wiener Weltausstellung 1873

Vom vielkritisierten Bauwerk zum Wahrzeichen Wiens

Am 1.Mai 1873 wurde die Wiener Weltausstellung eröffnet, es war die Erste im deutschsprachigen Raum. Wien glich zu dieser Zeit einer Großbaustelle, Ringstraße, Donauregulierung, die Errichtung der Bahnhöfe zählten zu den städtebaulichen Projekten, die eine Abhaltung der Weltausstellung erst ermöglichten. Der Industriepalast bildete das zentrale Gebäude der Ausstellung und erstreckte sich mit seinen Längs- und Quergalerien auf einer Fläche von 7 Hektar. In der Mitte wurde zu Repräsentationszwecken die Rotunde errichtet, deren Innenraum Platz für 27.000 Besucher bot. Die als temporäres Bauwerk geplante Rotunde wurde nach der Weltausstellung mehr als sechzig Jahre für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt. Mit dem Großbrand am 17.09.1937 endete die Geschichte dieses Bauwerks, dass anfangs kritisch betrachtet, sich über die Jahre zu einem bedeutenden Wahrzeichen Wiens gewandelt hat.

MA 68 Lichtbildstelle

Architektur

Die Rotunde –
ein Bauwerk der Superlative

Zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung galt die Rotunde mit einer Spannweite von 108 Metern und einer Höhe von 84 Metern als größter Kuppelbau der Welt und reihte sich ein in die Liste spektakulärer Ausstellungsarchitektur, wie dem Kristallpalast in London oder dem Eiffelturm in Paris. Nach einem Entwurf des Engländers Scott-Russel, erweitert von Wilhelm von Engerth und geplant vom Architekten Carl von Hasenauer wurde der als Industriepalast bezeichnete Gebäudekomplex in nur zwei Jahren Bauzeit errichtet und zu Beginn der Weltausstellung im Mai 1873 eröffnet.

Auf 32 genieteten, über 20 Meter hohen Stahlsäulen wurde ein Zugring von 104 Metern Durchmesser aufgesetzt, der das kegelförmige Dach mit den zwei Laternen stützte. Den Abschluss bildete in über 85 Metern die vier Meter hohe Nachbildung der Kaiserkrone. Die Rotunde konnte innen in 23 Meter Höhe vollständig umrundet werden, über das Dach gelangte man weiter bis auf die obere Laterne, die in über 70 Metern Höhe ein Panoramablick über Wien ermöglichte.

Rekonstruktion

Die digitalisierte Rotunde- 
mehr als ein virtuelles Modell

Wesentliches Ziel der Rekonstruktion ist dabei nicht nur die Herstellung eines detaillierten dreidimensionalen Anschauungsmodelles, sondern die geplante weiterführende Nutzung der Rotunde als interaktive Ausstellungs- und Veranstaltungsumgebung. Der Entstehungsprozess kann dabei grob in drei Abschnitte unterteilt werden: Im ersten Schritt wird ein möglichst präzises Modell der Grundgeometrien auf Basis der erhaltenen Planskizzen erstellt. Darauf folgen geometrische Details wie Ornamente und Innenausstattungen, sowie die Definition der Materialien inklusive der Beleuchtung, um erste gerenderte Bilder zu erhalten. Im dritten Abschnitt werden Geometrien, Materialien und Texturen in die Echtzeitumgebung der Unreal Engine transferiert. Mit diesen Voraussetzungen entsteht ein digitales Modell der Rotunde, dass dem Nutzer, ohne spezifische Hardware oder Eingabegeräte, die individuelle Begehung der Rotunde in Echtzeit ermöglichen soll.

Ausstellung

MATADOR

Ob das heute noch existierende Unternehmen sein Holzspielzeug jemals in der Rotunde ausgestellt hat, ist nicht bekannt, jedenfalls waren die Holzmodelle in den 1920er und 1930er Jahren weit verbreitet und boten bastelbegeisterten Kindern und Erwachsenen auf spielerische Weise Einblick in Innovationen und technische Entwicklungen der damaligen Zeit. Die Ausstellung lässt diese Epoche mit detaillierten Modellen aus Maschinenbau und Verkehrstechnologie wiederaufleben. Die Matadormodelle, skaliert auf die wahre Größe ihrer Vorbilder sind auf den riesigen zentralen Raum der Rotunde verteilt und können dabei aus jedem Winkel betrachtet werden. Vierzig ausgewählte Modelle wurden dafür nachgebaut, mit den passenden Holztexturen versehen, sowie teilweise mit integrierten Bewegungsabläufen ausgestattet.

Ausstellungseröffnung: 15. Dezember 2023

Ausstellungsdauer: 16. Dezember 2023 – 30. November 2024

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RASER DIGITAL Heritage

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